Ich gehöre zu einer Generation, die den Unglauben an
den christlichen Glauben geerbt und in sich den Unglauben gegenüber
allen anderen Glaubensüberzeugungen hergestellt hat. Unsere Eltern
besaßen noch den Impuls des Glaubens und übertrugen ihn vom
Christentum auf andere Formen der Illusion. Einige waren Enthusiasten der
sozialen Gleichheit, andere nur in die Schönheit verliebt, andere
glaubten an die Wissenschaft und ihre Vorzüge, und wieder andere gab
es, die dem Christentum stärker verbunden blieben und in Orient und
Okzident nach religiösen Formen suchten, mit denen sie das ohne diese
Formen hohle Bewusstsein, nur noch am Leben zu sein, beschäftigen
könnten.
All das haben wir verloren, all diesen Tröstungen
gegenüber sind wir als Waisenkinder geboren worden. Jede Zivilisation
folgt der inneren Linie einer Religion, die sie repräsentiert: Auf
andere Religionen übergehen heißt, diese verlieren und damit
letztlich alle verlieren. Wir haben diese eingebüßt und die
anderen ebenfalls.
Mithin ist jeder einzelne von uns sich selbst überlassen
worden und der Trostlosigkeit, sich am Leben zu fühlen. Ein Schiff
scheint ein Gegenstand zu sein, dessen Bestimmung die Seefahrt ist; doch
seine Bestimmung ist nicht die Seefahrt, sondern die Einfahrt in einen
Hafen. Wir haben uns auf hoher See gefunden ohne die Vorstellung von einem
Hafen, in dem wir hätten Zuflucht suchen können. So wiederholen
wir auf schmerzliche Art und Weise die Abenteuerformel der Argonauten:
Seefahrt tut not, Leben tut nicht not.
Illusionslos leben wir nur vom Traum, der Illusion dessen,
der keine Illusion haben kann. Aus uns selber lebend vermindern wir unseren
Wert, denn der vollständige Mensch ist der Mensch, der sich nicht
kennt. Ohne Glauben haben wir keine Hoffnung und ohne Hoffnung haben wir
kein Leben im eigentlichen Sinne. Da wir keine Vorstellung von der Zukunft
haben, haben wir auch keine Vorstellung vom Heute, denn das Heute ist für
den Tatmenschen nur ein Vorspiel der Zukunft. Der Kampfesmut ist abgestorben
mit uns auf die Welt gelangt, denn wir wurden ohne Begeisterung für
den Kampf geboren.
- Fernando Pessoa
Die Bewegung des Weltalls ist die Bewegung aus dem Übersein
in das Nichtsein. Die Welt aber ist der Zerfall in die Vielheit, d.h. in
egoistische, gegeneinander gerichtete Individualitäten. Nur in diesem
Kampf von Wesen, die vorher eine einfache Einheit waren, kann das ursprüngliche
Wesen selbst zerstört werden.
Die pessimistische Philosophie wird für die anhebende
Geschichtsperiode sein, was die pessimistische Religion des Christentums
für die abgelaufene war. Das Zeichen unserer Fahne ist nicht der gekreuzigte
Heiland, sondern der Todesengel mit großen, ruhigen, milden Augen,
getragen von der Taube des Erlösungsgedankens: im Grunde genommen
das selbe Zeichen. Die schönste Blüte oder besser: die edelste
Frucht der Schopenhauer'schen Philosophie ist die Verneinung des Willens
zum Leben. Man wird immer mehr erkennen, daß erst aufgrund dieser
Lehre ernstlich davon die Rede sein kann, die Philosophie an die Stelle
der Religion treten zu lassen.
- Philipp Mainländer
Der Mensch gebärdet sich auch dann noch so, als ob
er noch immer in ungemütlichen, steinzeitlichen Höhlen wohnte,
wenn er schon lange in Palästen zu Hause ist. Er wehrt sich seiner
Haut auch dann noch, wenn es weit und breit nichts mehr zu überleben
gibt. Er denkt und sinnt weiter, wenn alles schon ausgedacht und ausgesonnen
ist. Und - so sehr er die Welt schon mit seiner Wirklichkeit verstellt
und vollgestapelt hat - er ist noch immer und mit wachsendem Eifer dabei,
Wirklichkeit auf Wirklichkeit zu türmen. Verglichen mit dem Leben
auf dem Eis und in den Tundren könnte er nun eigentlich in kurzweiligem
Wohlstand leben; aber er verhält sich immer noch so, als ob er sich
aus einer unergründlichen Langeweile retten müsste. Was zur Steinzeit
lebensnotwendige Unterhaltung war, ist es bis heute geblieben: Wir sehen
den Menschen sich wie eh und je vor dem eigenen Abgrund in die sichere
Wahnstimmung seiner Wirklichkeit retten.
- Alfred J. Ziegler
Creating new people, by having babies, is so much a part
of human life that it is rarely thought even to require a justification.
Indeed, most people don not even think about whether they should or should
not make a baby. They just make one. In other words, procreation is usually
the consequence of sex rather than the result of a decision to bring people
into existence. Those who do indeed decide to have a child might
do so for any number of reasons, but among these reasons can not be the
interests of the potential child. One can never have a child for that child's
sake. That much should be apparent to everybody, even those who reject the
stronger view for which I argue in this book - that not only one does not
benefit people by bringing them into existence, but one always harms
them.
My answer to the question 'How many people should there
be?' is 'zero'.
- David Benatar
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