Donnerstag, 10. Januar 2013
Montag, 7. Januar 2013
Buchempfehlung: E.M. Cioran - Der zersplitterte Fluch
Eine kleine Auswahl an Aphorismen:
Ich war weit gegangen, um die Sonne zu suchen, und als ich sie endlich fand, war sie mir feindlich gesinnt. Sollte ich mich von der Höhe der Klippen stürzen? Während ich eher düstere Betrachtungen anstellte und dabei die Kiefern, die Felsen, die Wellen anschaute, fühlte ich plötzlich wie sehr ich an diesem schönen, verwünschten Universum haftete.
Folgte ich meiner ersten Regung, so würde ich die Tage damit verbringen, Schimpf- und Abschiedsbriefe zu schreiben.
Wenn eine Regierung mitten im Sommer verordnen würde, daß die Ferien unbegrenzt verlängert werden und daß unter Todesstrafe niemand das Paradies verlassen darf, in dem er sich gerade aufhält, hätte dies massenhafte Selbstmorde und beispiellose Blutbäder zur Folge.
Ich bildete mir ein, zu meinen Lebzeiten dem Verschwinden unserer Gattung beizuwohnen. Aber die Götter waren gegen mich.
Der Mensch ist nicht damit einverstanden, Mensch zu sein. Aber er weiß nicht, wohin er zurückkehren noch wie er den Zustand wiedererlangen soll, an den er sich nicht mehr erinnern kann. Das Heimweh danach bildet den Grundton seines Wesens, dank dieser Trauer kommuniziert er mit dem, was in ihm am ursprünglichsten ist.
Hätte ich auf meine Impulse gehört, so wäre ich heute irre oder längst gehängt.
Nicht durch Genialität, durch Leiden und allein dadurch hört man auf, eine Marionette zu sein.
Ich war weit gegangen, um die Sonne zu suchen, und als ich sie endlich fand, war sie mir feindlich gesinnt. Sollte ich mich von der Höhe der Klippen stürzen? Während ich eher düstere Betrachtungen anstellte und dabei die Kiefern, die Felsen, die Wellen anschaute, fühlte ich plötzlich wie sehr ich an diesem schönen, verwünschten Universum haftete.
Folgte ich meiner ersten Regung, so würde ich die Tage damit verbringen, Schimpf- und Abschiedsbriefe zu schreiben.
Wenn eine Regierung mitten im Sommer verordnen würde, daß die Ferien unbegrenzt verlängert werden und daß unter Todesstrafe niemand das Paradies verlassen darf, in dem er sich gerade aufhält, hätte dies massenhafte Selbstmorde und beispiellose Blutbäder zur Folge.
Ich bildete mir ein, zu meinen Lebzeiten dem Verschwinden unserer Gattung beizuwohnen. Aber die Götter waren gegen mich.
Der Mensch ist nicht damit einverstanden, Mensch zu sein. Aber er weiß nicht, wohin er zurückkehren noch wie er den Zustand wiedererlangen soll, an den er sich nicht mehr erinnern kann. Das Heimweh danach bildet den Grundton seines Wesens, dank dieser Trauer kommuniziert er mit dem, was in ihm am ursprünglichsten ist.
Hätte ich auf meine Impulse gehört, so wäre ich heute irre oder längst gehängt.
Nicht durch Genialität, durch Leiden und allein dadurch hört man auf, eine Marionette zu sein.
Buchempfehlung: Ulrich Horstmann - Der lange Schatten der Melancholie
Auszug:
"Wie Schwermut in der Medizin als das Ungesunde, in der Theologie als das Heillose an sich in den Blick rückt, so entsteht auch im Kontext der Aufklärung diese fundamentale Gegenbildlichkeit, die die Vehemenz der Abstoßungsreaktion nicht zuletzt als ein Nichtwahrhabenwollen der Komplementärfarben des eigenen rosaroten Weltbildes erscheinen läßt. Die Aufklärung bekämpft mit der Melancholie die verbotene Wahrheit über sich selbst, die Einsicht in die Nachtseite jener lichten und optimistischen Vernunft, "die ihre ideale Selbstdarstellung in Begriffen wie Geselligkeit, Menschenliebe, Zärtlichkeit, Freundschaft, Mitleid, Liebe, Gehorsam, Sparsamkeit zu finden glaubt" und die das Insistieren auf dem, was ganz anders, dafür aber der Fall ist, als rückschrittliche Wirklichkeitsblindheit und Misanthropie an ihren utopischen Pranger stellt.
Das neuzeitliche Projekt der kalkulierten Melioration und immanenten Reparadiesierung menschlicher Existenz ist nicht minder totalitär als das christliche der Weltüberwindung oder das medizinische der Erhaltung quicklebendiger Jugendfrische möglichst bis zur letzten Agonie. Und entsprechend bildet sich auch hier die Strategie der Vertilgung alles Widerborstigen und Unbelehrbaren heraus, die jetzt der Weltverachtung und Jammertalserfahrung der Religion ebenso gilt wie dem bodenlosen Schwindel und Sinnzerfall eines schwarzgalligen Skeptizismus."
"Wie Schwermut in der Medizin als das Ungesunde, in der Theologie als das Heillose an sich in den Blick rückt, so entsteht auch im Kontext der Aufklärung diese fundamentale Gegenbildlichkeit, die die Vehemenz der Abstoßungsreaktion nicht zuletzt als ein Nichtwahrhabenwollen der Komplementärfarben des eigenen rosaroten Weltbildes erscheinen läßt. Die Aufklärung bekämpft mit der Melancholie die verbotene Wahrheit über sich selbst, die Einsicht in die Nachtseite jener lichten und optimistischen Vernunft, "die ihre ideale Selbstdarstellung in Begriffen wie Geselligkeit, Menschenliebe, Zärtlichkeit, Freundschaft, Mitleid, Liebe, Gehorsam, Sparsamkeit zu finden glaubt" und die das Insistieren auf dem, was ganz anders, dafür aber der Fall ist, als rückschrittliche Wirklichkeitsblindheit und Misanthropie an ihren utopischen Pranger stellt.
Das neuzeitliche Projekt der kalkulierten Melioration und immanenten Reparadiesierung menschlicher Existenz ist nicht minder totalitär als das christliche der Weltüberwindung oder das medizinische der Erhaltung quicklebendiger Jugendfrische möglichst bis zur letzten Agonie. Und entsprechend bildet sich auch hier die Strategie der Vertilgung alles Widerborstigen und Unbelehrbaren heraus, die jetzt der Weltverachtung und Jammertalserfahrung der Religion ebenso gilt wie dem bodenlosen Schwindel und Sinnzerfall eines schwarzgalligen Skeptizismus."
Donnerstag, 3. Januar 2013
100 Tage Endzeit oder Die Revolution aus Nichts
Die Natur ist, objektiv betrachtet, grausam und gegen sich selbst gerichtet. Sie ist ein Reich des gegenseitigen
Verschlingens und Auslöschens, des Tötens um zu Überleben,
des ewigen Kampfes. Daran ändert die äußerliche Schönheit
und die scheinbare Harmonie der Dinge nichts, denn sobald man vom schönen
Schein absieht, erkennt man den blinden und letztlich sinnlosen Lebenswillen,
der all dies antreibt und die Zahnräder der Vernichtungs-und-Entstehungsmaschine
weiterlaufen läßt. Aus dieser natürlichen Hölle ist
der Mensch aufgestiegen, hat sich abgekapselt aus dem System des allgegenwärtigen
Überlebenskampfes und macht nun "sein eigenes Ding" mit eigenen Gesetzen.
Wen kann es allerdings bei dieser Herkunft aus dem intergalaktischen Schlachthof
noch überraschen, dass auch seine Gesetze ihm kein Glück
und keinen Frieden gebracht haben. Vielmehr haben sie ihm das Dasein noch
erschwert, denn anstatt ihm das Paradies auf Erden zu schenken, haben sie
ihn isoliert vom natürlichen Lauf der Dinge, wodurch ihm etwas in
Scherben gegangen ist, etwas nicht Greifbares, was dennoch immer, in jedem
Augenblick, fehlt. Der Mensch lebt daher in einer doppelten Hölle,
in der natürlichen und der eigenen. Aus der verloren gegangenen
Zugehörigkeit zur Natur entspringt unser ewiges Streben nach Glück,
Frieden und Harmonie, welches niemals erfüllt wird - und selbst wenn
es erfüllt würde, was könnten wir anderes finden als eine
dritte Hölle (etwa Mainländers "idealen Staat", in dem die Menschen
tatsächlich, nicht metaphorisch, vor Langeweile sterben) oder
eben wieder die erste, aus der wir einst aufgestiegen sind?
Ein Vorschlag zur Güte: Lasst uns E.M. Ciorans Vision folgen und "die gesamte Schöpfung für einen Augenblick in absolute Agonie versetzen" um sie dann wieder daraus zu erlösen und neu auferstehen zu lassen. Realistisch betrachtet haben wir keinen Einfluss auf die gesamte Schöpfung und nicht einmal auf die gesamte Menschheit und man muß die "Agonie" vielleicht nicht einmal wörtlich nehmen. Nach all den Jahrtausenden an Heilsrezepten zur ewigen "Verbesserung", immer in der festen Überzeugung, der neue Garten Eden befände sich schon hinter der nächsten Steilwand, so dass sich die Mühe lohnt, auch wenn die Hälfte der Artgenossen auf der Strecke bleibt - was bleibt uns da noch anderes übrig, als das Eingeständnis, versagt zu haben, ein allgemeines Hände-in-den-Schoß-legen, ein kollektives Aufgeben. Ich nenne dieses Programm 100 Tage Endzeit oder Die Revolution aus Nichts. 100 Tage lang keine Entscheidungen, keine Beschlüsse, keine Arbeit, keine Kriege, keine Maßnahmen, kein Handel, keine Börsencrashs, keine Debatten, keine Besserwissereien, keine Konfliktlösungsvorschläge, kein industrialisierter Tier-Massenmord, keine Militärparaden, keine Cocktailparties, keine Staatsempfänge, keine Sonderangebote, keine 1.425 Fernsehsender, kein Internet, kein Handynetz, keine Ablenkung von unseren kleinen, unbedeutenden, nichtigen Existenzen, von denen trotzdem jede eine eigene Welt für sich ist.
Wer weiß, wozu das führt?
Ein Vorschlag zur Güte: Lasst uns E.M. Ciorans Vision folgen und "die gesamte Schöpfung für einen Augenblick in absolute Agonie versetzen" um sie dann wieder daraus zu erlösen und neu auferstehen zu lassen. Realistisch betrachtet haben wir keinen Einfluss auf die gesamte Schöpfung und nicht einmal auf die gesamte Menschheit und man muß die "Agonie" vielleicht nicht einmal wörtlich nehmen. Nach all den Jahrtausenden an Heilsrezepten zur ewigen "Verbesserung", immer in der festen Überzeugung, der neue Garten Eden befände sich schon hinter der nächsten Steilwand, so dass sich die Mühe lohnt, auch wenn die Hälfte der Artgenossen auf der Strecke bleibt - was bleibt uns da noch anderes übrig, als das Eingeständnis, versagt zu haben, ein allgemeines Hände-in-den-Schoß-legen, ein kollektives Aufgeben. Ich nenne dieses Programm 100 Tage Endzeit oder Die Revolution aus Nichts. 100 Tage lang keine Entscheidungen, keine Beschlüsse, keine Arbeit, keine Kriege, keine Maßnahmen, kein Handel, keine Börsencrashs, keine Debatten, keine Besserwissereien, keine Konfliktlösungsvorschläge, kein industrialisierter Tier-Massenmord, keine Militärparaden, keine Cocktailparties, keine Staatsempfänge, keine Sonderangebote, keine 1.425 Fernsehsender, kein Internet, kein Handynetz, keine Ablenkung von unseren kleinen, unbedeutenden, nichtigen Existenzen, von denen trotzdem jede eine eigene Welt für sich ist.
Wer weiß, wozu das führt?
Mittwoch, 2. Januar 2013
Hashima Island - Impressionen aus der Menschenleere
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