I. Das Untier schlechthin: der Mensch
In seinem 1983 zuerst, 1985 dann als Suhrkamp-Taschenbuch erschienenem Essay
entwickelt Horstmann das Grundmuster dessen, was er "anthropofugales Denken"
nennt. Der Einsatz des Buches gibt unmittelbar den ironisch-sarkastischen Ton dieses
Philosophierens an:
Die Apokalypse steht ins Haus. Wir Untiere wissen es längst, und wir wissen es alle. Hinter dem Parteiengezänk, den Auf- und Abrüstungsdebatten, den Militärparaden und Anti-Kriegsmärschen, hinter der Fassade des Friedenswillens und der endlosen Waffenstillstände gibt es eine heimliche Übereinkunft, ein unausgesprochenes großes Einverständnis: dass wir ein Ende machen müssen mit uns und unseresgleichen, sobald und so gründlich wie möglich – ohne Pardon, ohne Skrupel und ohne Überlebende. (Suhrkamp-Ausgabe, S. 7)
Diese These ist zunächst mehr als überraschend. Sie beinhaltet, dass alle
Anstrengungen der Menschheit, auch und erst recht diejenigen, die auf eine grundsätzliche
Überwindung des Krieges zielen, letztlich, "in der Heimlichkeit [unserer]
Vernunft" (ebda.), das Gegenteil meinen und auf eine Auslöschung, nicht nur des
menschlichen, sondern des Lebens überhaupt, gerichtet sind:
Der wahre Garten Eden – das ist die Öde. Das Ziel der Geschichte – das ist das verwitternde Ruinenfeld. Der Sinn – das ist der durch die Augenhöhlen unter das Schädeldach geblasene, rieselnde Sand. (S. 8).
Damit sind von vornherein alle Ideen, sei es der Philosophie oder der Religion,
von Fortschritt, einem Telos der Geschichte oder gar der Erlösung, beiseite gewischt. Sie
können nichts weiter sein, als mühsame Versuche, sich das Sinnleere unserer Existenz zu
verbergen, nein, mehr noch, sie arbeiten dem Nichts, das sie nicht gelten lassen wollen,
insgeheim, wie wir gesehen haben, dennoch zu... weiterlesen
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